Nationales Projekt 
Das Projekt LernbegleiterInnen für Menschen
im 4. Lebensalter ist ein Projekt der Katholischen Erwachsenenbildung
Rheinland-Pfalz, das vom Lande Rheinland-Pfalz als Modellprojekt
finanziell unterstützt wird.
Ziel dieses Projektes ist es, interessierte SeniorInnen, aber
auch die Angehörigen von Menschen im 4. Lebensalter, Interessierte
aus Altenhilfeeinrichtungen, der Seniorenarbeit und natürlich
der Weiterbildung zu BildungsbegleiterInnen für diese Zielgruppe
zu qualifizieren.
Bildungsangebote für Menschen im 4. Lebensalter sollten dabei
über einen Beitrag für den Erhalt der körperlichen,
geistigen und seelischen Gesundheit und die Akkumulation von Wissen
(z.B. noch eine Fremdsprache lernen) hinausgehen. Aus unserer
Sicht leisten sie einen relevanten Beitrag zur Selbstgestaltung
und Kultivierung des Lebens und tragen darüber hinaus zur
Umsetzung des Menschenrechts auf Bildung bei. Für Menschen
im 4. Alter hat Bildung daher eine Fülle von wichtigen Funktionen
- vom Sozialkontakt über psycho-soziales und mentales Training
bis zum möglichst langen Erhalt selbständiger Lebensführung.
Letzteres ist besonders wichtig, denn die positive Einstellung
zur Bildung und damit zur Eigenaktivität und Selbstgestaltung
hat gleichfalls Folgen für die Selbständigkeit in der
Regelung der Alltagsorganisation, nämlich für deren
möglichst langen Erhalt.
Es gilt, die Würde und individuelle Persönlichkeit des
alten Menschen gerade unabhängig von Leistung(sfähigkeit)
und gesellschaftlicher Wertschätzung zu achten. Dies fängt
damit an, dass die Menschen spüren, dass Bildungsprozesse
als zweiwegiges intersubjektives Geschehen angelegt sind, sie
auch als alte Menschen als PartnerIn ernstgenommen und nicht nur
betreut oder als (Pflege-)Fall betrachtet werden. Sie erfahren
durch die LernbegleiterInnen, dass auch ihnen noch Erwartungen
entgegengebracht werden, nämlich dass sie etwas beitragen
und einbringen können in einen wechselseitigen Lernprozess.
Indem eine Bildung im 4. Alter in diesem Sinne dazu
beiträgt, so lange wie möglich die aktive Lebensgestaltung
und Selbständigkeit von Menschen auch unter einschränkenden
Bedingungen zu erhalten, hat eine solche Bildung aktiv daran Anteil,
dass bei der Bewältigung des Alltags die Menschenwürde
dieser Personen nicht vernachlässigt, sondern geachtet und
gestützt wird. Gleichzeitig entlastet die verlängerte
Selbständigkeitsphase die Gesellschaft von intensiveren Pflege-
und Betreuungsleistungen bzw. schiebt ihre Notwendigkeit im optimalen
Falle hinaus.
Dabei steht die eigentlich lernende alte Frau bzw.
der alte Mann als Maß aller Dinge im Mittelpunkt der Weiterbildungskonzeption.
Jegliche Bildung im 3. und 4. Lebensalter ist in höchstem
Maße lernerInnenzentriert bis hin zu individuell maßgeschneidertem
1-zu-1-Training. Pflegende Angehörige und andere ehren-,
neben oder hauptamtlich engagierte Personen ermöglichen alten
Menschen auch in dieser Phase selbstbestimmtes Lernen.
Ausgehend davon, dass die zeitlichen Ressourcen insbesondere von
pflegenden Familienangehörigen begrenzt sind, bietet sich
ein blended-learning-Szenario an, in dem eine Auftaktveranstaltung
von einer online-gestützten Selbstlernphase gefolgt wird,
die wiederum nach einer mit den zu fördernden Menschen im
3. und 4. Lebensalter durchzuführenden Projektarbeit mit
einer Präsenzveranstaltung abschließt. Über den
ganzen Zeitraum der Qualifizierung werden die Lernfortschritte
kontrolliert und der Gesamterfolg evaluiert werden.
Das Projekt trägt in zweierlei Hinsicht zum Abbau von Weiterbildungsbenachteiligung
bei: Zum einen ist für Angehörige, die aufgrund der
alltäglichen Pflege ans Haus gebunden sind, die internetgestützte
Lernform besonders attraktiv. Zum anderen erhalten Menschen im
3. und 4. Lebensalter immer noch zu wenig Förderung ihrer
geistigen Kapazitäten, so dass die Qualifizierung von Menschen,
die "in die Häuser der Alten" gehen und Bildung
als Bringgabe anbieten, ein unverzichtbarer Beitrag zur Teilhabe
alter Menschen an Bildung ist.
Da ein größerer Teil der alten Menschen Frauen sind,
ist der weiblichen Biographie und der aktuellen Lebenssituation
alter Frauen bei der Bildungskonzeption unter Berücksichtigung
des Gender-Aspekts Rechnung zu tragen. Damit wird der unterschiedlichen
Zugangsweise von Frauen und Männern im 4. Lebensalter an
Lernen, Wissens- und Willensbildung der ihr gebührende Raum
zugestanden.
Aufgrund langjähriger Erfahrungen der Katholischen Erwachsenenbildung
Rheinland-Pfalz mit der Entwicklung von Arbeitshilfen für
das 3. und 4. Leben, der Gestaltung des Lebensreise-Spiels, der
Durchführung des Medienverbundprojekts "Das 3. Leben"
und auf dem Hintergrund der einschlägigen Fachkenntnisse
der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung
hat die KEB eine fundierte Basis für die Durchführung
dieses neuen Modellprojekts. Die umfangreichen Erfahrungen der
KEB Rheinland-Pfalz im Rahmen von Blended-Learning-Angeboten bieten
eine weitere gute Ausgangsbasis für einen Erfolg dieses Projekts.
Die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, z.
B. mit der Sozialstation Rülzheim, der Beratungs- und Koordinierungsstelle
Rülzheim und der Katholischen Erwachsenenbildung Westeifel,
sichern die regionale Anbindung und Nachhaltigkeit des Projektes.
Das Modellprojekt startete am 01.10.2005 und endet
voraussichtlich am 31.07.2007.

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